Letztes Update: 22. Oktober 2022
Wenn du einen Berufswechsel anstrebst, ist es bestimmt schon ein Thema, für alle Eltern ist es ein Thema. Alle Welt spricht von Zukunftsträchtigkeit und Jobsicherheit, den tollen Gehaltsaussichten.
Die Rede ist vom Programmieren lernen.
Aber auch, wenn du gar nicht den Job wechseln willst, sondern einfach auf der Suche nach einer neuen Herausforderung bist, solltest du Coden eine Chance geben.
Denn Programmieren lernen bringt viele Vorteile mit sich, die über das rein Materielle hinausgehen und fast jeden Lebensbereich positiv beeinflussen können. Insbesondere im Job kannst du sehr davon profitieren, denn beim Coden wird dein Gehirn ordentlich trainiert, und viele essenzielle Soft Skills werden gefördert.
Problemlösung
Der vielleicht offensichtlichste und wohl auch meistgenannte Nutzen beim Coden ist, dass du lernst, Probleme auf eine ganz bestimmte Art zu lösen. Weniger Emotionen und mehr Logik ins Spiel zu bringen. Nämlich indem du anfängst, Probleme wie Computerprogramme zu betrachten und anzugehen.
Dazu wenden Programmierer’innen das sogenannte Factoring (dt. Zersetzung) an. Dabei wird eine Aufgabe zunächst als Ganzes erfasst, um sie dann in viele kleine Teilprobleme zu zerlegen und diese nacheinander abzuarbeiten. Du lernst, Probleme logisch anzugehen, das heißt, Muster zu erkennen. Auch Fakten zu kombinieren und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen gehört zum logischen Denken.
Du wirst zugeben, dass du diese Fähigkeiten wirklich überall gebrauchen kannst. Angefangen bei Projektmanager, über Lehrer’innen bis hin zu Eltern und Schüler’innen – wirklich jede von uns hat jeden Tag Probleme und Projekte zu meistern. Beim Programmieren lernst du, dies auf eine strukturierte und systematische Weise zu tun.
Analytisches bzw. kritisches Denken
Beim Coden lernst du, ein Problem anhand gegebener Informationen zu identifizieren und in seine Bestandteile zu zerlegen, um die optimale Lösung dafür zu finden. Analytisches Denken ist eins der meistgefragten Soft Skills in fast jedem Job und auch für Schule und Studium eine der wichtigsten Fähigkeiten.
Beim Programmieren lernen wirst du außerdem immer wieder fertigen Code zu Gesicht bekommen. Diesen nach und nach in sinnvolle Teile zu zerlegen und zu begreifen, was das Programm macht und wie es aufgebaut ist, fördert ebenfalls deine Analysefähigkeiten. Und das Beste ist, diese Skills lassen sich auch auf alle anderen Lebensbereiche übertragen.
Kreativität und Neugier
Um kreativ zu sein, muss man keine Schrifstellerin oder ein Schauspieler sein. Als Programmierer’in bist du zwar keine Künstlerin und auch kein Designer. Aber du erstellst Websites, bringst Games zum Leben, oder sorgst anderweitig dafür, dass Menschen Software nutzen können, die du geschrieben, getestet oder verbessert hast.
Kreativ arbeitest du, wenn du out of the box denken kannst, um neue Lösungsansätze für Computerprobleme zu finden und den besten Weg unter vielen austüftelst, um eine bestimmte Aufgabe zu lösen.
Am Anfang fällt dies noch schwer, und du wirst froh sein, überhaupt funktionierenden Code zu schreiben. Aber wenn du erstmal die Grundlagen der Programmierung verinnerlicht hast und je mehr Datenstrukturen und Algorithmen du kennenlernst, desto einfallsreicher kannst du auch werden.
Flexibilität
Wenn du programmieren lernst, wirst du schnell merken, dass es immer mehrere Wege gibt, um ein Problem zu lösen, und nicht immer kann man eindeutig sagen, welcher Weg der bessere ist. Coden bedeutet auch, auf dem neuesten Stand der Technologien zu sein und dein Skillset aktuell zu halten.
Auf diese Weise hilft dir Programmieren dabei, einen beweglichen Geist zu erhalten und eine flexible Denkweise zu erlangen. Wie gesagt wird das nicht von Anfang an der Fall sein. Aber je mehr du codest und je mehr Code von anderen du liest, desto besser werden auch deine Programme werden.
Teamwork
Du wunderst dich vielleicht, weshalb Programmieren lernen nun ausgerechnet Teamwork fördern soll. Beim Coden denkt man eher an einsame Stunden vorm Rechner, und jeder kennt ja irgendwie ein, zwei IT’ler, die das Klischee des in sich gekehrten Einzelgängers erfüllen.

Aber im Job arbeiten Coder kaum ganz alleine vor sich hin, sondern stehen natürlich in ständigem Austausch untereinander und mit dem Rest des Teams. Und wenn du gar nicht zu den Entwickler’innen gehörst: auch als Designer*in oder Marketer kannst du mit Programmierfähigkeiten dazu beitragen, dass das Team gut zusammenarbeitet.
Du kannst beispielsweise die Umsetzungsprobleme oder Einwände der Coder viel besser verstehen, wenn du etwas Einblick darin hast, wie Programmieren funktioniert. Als UX-Designer’in könntest du beispielsweise kleine Code-Änderungen im Frontend selbst vornehmen und den Developern somit Kapazitäten für wichtigere Dinge verschaffen.
Bescheidenheit

Du hast endlich eine Coding-Aufgabe gelöst und bist unendlich stolz auf dich. Du fühlst dich wie der Master of Desaster, die unbezwingbare Queen of Code.
Nur um dann festzustellen, dass viele andere die gleiche Aufgabe schneller, schöner und in weniger Zeilen Code hinbekommen haben. Ugh.
Beim Programmieren wirst du lernen, die fachliche Kompetenz und Überlegenheit anderer anzuerkennen. Du musst bereit sein, von anderen zu lernen, die bereits weiter sind als du.
Kritikfähigkeit
Beim Programmieren passieren Fehler. Weil es im Job oft um sehr viel geht, wenn Software programmiert, Websites oder Apps entwickelt werden, arbeiten Programmierer’innen in aller Regel im Team. Zum Beispiel beim sogenannten Peer-Coding, auch Pair Programming oder auf deutsch Tandem-Programmierung genannt. Eine schreibt den Code, während die andere den Code “überwacht”. Dabei wirst du natürlich sofort und oft auf Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen.
Und auch, wenn du einfach nur deine Fragen in Coding-Foren wie Stack Overflow stellst oder Code-Schnipsel postest, kannst du mit unverblümter Kritik rechnen. Das gehört dazu und alle müssen lernen, das abzukönnen. Beleidigt sein gilt nicht.
Recherche
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Programmierer’innen jedes Programm jedes Mal von Grund auf neu schreiben. Codes bauen sehr häufig auf vorhandenem Programmen auf, du musst das Rad nicht jedes Mal neu erfinden.
Eine Kernkompetenz beim Coden ist es deshalb, in der Lage zu sein, im Netz zu recherchieren (Google), um Fehler auszumerzen und verwendbare Codebausteine aufzutreiben und anzupassen.
Verstehen, wie Technologie funktioniert
Technologie nimmt einem zentralen Teil unseren Alltags ein. Sie übernimmt wichtige Funktionen im Leben, zum Beispiel, indem sie es ermöglicht, dass wir mit unseren Freunden und Familien rund um die Uhr und rund um die Welt in Verbindung bleiben können. Zu wissen, oder wenigstens zu erahnen, wie diese Technologien aufgebaut sind und “ticken”, wird deshalb immer wichtiger.
Wenn du zum Beispiel viel auf Social Media unterwegs bist, bspw. Instagram, TikTok, Youtube oder Facebook, ist es hilfreich, zu wissen, was ein Algorithmus ist und wie die Algorithmen der Plattformen enstehen und funktionieren. Dasselbe gilt für SEO und die Suchalgorithmen der Search Engines und für unzählige weitere Beispiele.
Bonding
Klar hat Programmieren viel damit zu tun, hochkonzentriert und manchmal über Stunden vorm Computer zu sitzen. Trotzdem muss Coden keine allzu einsame Angelegenheit sein. Im Gegenteil,wenn du das Projekt Coden lernen gemeinsam mit anderen unternimmst, könnt ihr euch gegenseitig motivieren, supporten und davon abhalten, gleich wieder aufzugeben.
Für Eltern-Kind-Teams gibt es tolle Ressourcen, kindgerecht und mit Spaß in die Programmierung einzusteigen. Das kann beispielsweise mit der eigens für Kinder entwickelte Computersprache Scratch oder mit dem beliebten Microcontroller Calliope Mini sein.
Für erwachsene Freunde ist es noch einfacher. Die Möglichkeiten, kostenlos oder mit Onlinekursen gemeinsam Coden zu lernen, sind schier unendlich.
Ihr müsst Euch eigentlich nur noch auf eine Programmiersprache einigen.
Durchhaltevermögen
Bei allem, was du bisher gelesen hast, ist dir sicher schon etwas aufgegangen. Beim Coden, und insbesondere wenn du gerade erst anfängst, brauchst du eine Ausdauer, Geduld. Du wirst Wutanfälle bekommen und verzweifelt sein. Du wirst das Gefühl haben, kläglich zu scheitern, dich dumm fühlen und du wirst dich trotzdem wieder hinsetzen und weitermachen.
Vielleicht nirgends sonst lernst du so gut, dass du nur ans Ziel kommst, wenn du durchhältst und immer wieder aufstehst. Und eine solide Frustrationstoleranz kann man ja nun wirklich in jedem Lebensbereich gebrauchen.